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Folgen von Untergewicht


Essstörungen, Untergewicht und deren Folgen

Man sollte nicht davon ausgehen, dass gleich jeder untergewichtige Jugendliche an einer Essstörung leidet. An Anorexia Nervosa erkrankte Jugendliche entwickeln eine fast schon panische Angst, an Gewicht zuzunehmen (Gewichtsphobie). Auch wenn sie bereits das gewünschte Gewicht erreicht haben, können oder wollen sie das Abnehmen nicht mehr stoppen und krankhaftes Untergewicht entsteht.

Das Denken ist fixiert auf die Themen Kalorien, Essen, Gewicht. Sie weisen eine von der Realität abweichende Selbstwahrnehmung auf, fühlen sich dick trotz Abmagerung (Körperschemastörung). Zumindest diese Phänomene müssen ebenfalls vorhanden sein, um von einer Anorexia sprechen zu können. Sollten sich die Hinweise verdichten, dass bei dem Jugendlichen ein gestörtes Essverhalten vorliegt, muss er auf jeden Fall unter professioneller fachärztlicher Hilfe hinsichtlich Magersucht (Anorexia nervosa) oder Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) untersucht werden.

Folgen von Untergewicht

Körperliche Auswirkungen

Das unnormal geringe Gewicht hat Auswirkungen auf den gesamten Stoffwechsel der Betroffenen. Der Körper leidet zusehends, aber auch die Seele der Jugendlichen. Abhängig von der Stärke der Magersucht-Erkrankung, bzw. des Untergewichts, können gerade bei Kindern und Jugendliche die Folgen sehr massiv sein, da sie aufgrund der in den Wachstumsphasen geringeren Fettspeicher ihre körperliche Entwicklung gefährden.

Durch den gesenkten Stoffwechsel, Puls, Blutdruck und die herabgesetzte Körpertemperatur sind die Betroffenen sehr schnell müde und frieren oft. Darüber hinaus entstehen durch die Magersucht auch hormonelle Veränderungen, die bei Mädchen dazu führen, dass die Regelblutung ausbleibt. Zudem können ernsthafte Wachstumsstörungen auftreten, mit der Folge, dass sich das verringerte Längenwachstum selbst nach einer erfolgreichen Therapie nicht mehr ausgleicht.

Soziale Ängste und Isolation

Wie sehr das Hungern auch die Seele belastet, macht sich beispielsweise an den permanenten zwanghaften Vergleichen mit anderen Menschen oder einem starken Kontrollbedürfnis fest. Darüber hinaus können Zwangsphänomene auftreten, wenn es unter anderem um das immerwährende Nachzählen der aufgenommenen Kalorien geht. Oft besteht auch ein hohes Kontroll-, Ordnungs- und Strukturbedürfnis sowie zwanghaft anmutendes Perfektionismusstreben.

Magersucht und Untergewicht gehen einher mit starken Gewichtsängsten und angstvoller Anspannung in Essenssituationen. Darüber hinaus bestehen bei den oft unsicheren und selbstabwertenden Patienten soziale Ängste. Die untergewichtigen Jugendlichen haben permanent das Gefühl und die Befürchtung, von anderen bewertet – und damit auch abgewertet – zu werden. Sie versuchen, über ihr Äußeres (Gewichtskontrolle, Schlankheit) Anerkennung zu finden, was alleine natürlich nicht zielführend ist. Die Magersüchtigen ziehen sich daher immer mehr zurück und geraten in eine soziale Isolation

Nachlassendes Selbstwertgefühl

Die Erkrankung ist regelhaft von depressiven Stimmungen begleitet. Dies ist biologisch begründet im Zusammenhang zwischen Untergewicht und Regulationsstörungen des für die Stimmungsstabilität verantwortlichen Serotonin-Systems. Die Jugendlichen sind den starken Kontrollbedürfnissen und der Selbstdisziplin ausgesetzt, verlieren an Kraft und Lebensmut und fühlen sich oft minderwertig.

Stationäre Behandlung in der Klinik

Schweres Untergewicht, bzw. eine schwere Magersucht, kann durch eine professionell durchgeführte stationäre Therapie in einer Klinik für Essstörungen sehr profitieren. Grundlage dafür ist, dass der Patient die Einsicht erlangt hat, dass er diese Hilfe wirklich benötigt, optimalerweise erkannt hat, dass er oder sie an Untergewicht leidet. Notwendiger Bestandteil der Therapie: die Normalisierung des Gewichts. In der Klinik kann das Essen wesentlich zielführender angeleitet und unterstützt werden als ambulant, da die Kalorien fachlich überwacht und behutsam gesteigert werden müssen, um den Organismus und das psychische Empfinden nicht zu überfordern. Außerdem kann der Patient beim Essen direkt begleitet werden. Die Gewichtszunahme wird verhaltenstherapeutisch gefördert.

Um die Selbst- und Körperwahrnehmung wieder in die gesunde Balance zu bringen, braucht es zudem eine intensive psychotherapeutische Betreuung. Dabei ist von großer Bedeutung, das Selbstwertgefühl der Jugendlichen zu stärken, mögliche Ursachen des Untergewichts zu bearbeiten sowie Achtsamkeit und Selbstwirksamkeit zu fördern. Dies sind die inhaltlich wesentlichen Bestandteile der Behandlung, denn nur so können ursächliche Faktoren erkannt und therapiert sowie das Rückfallrisiko reduziert werden. Da für einen erfolgreichen Behandlungsverlauf eine ganzheitliche Therapie in einem multiprofessionellen Rahmen besonders effizient ist, sollte eine stationäre Behandlung in einer Klinik mit Kompetenzen für Essstörungen angestrebt werden.