Binge Eating
Binge-Eating-Störung / Binge-Eating-Disorder
Menschen mit einer diagnostizierten Binge-Eating-Störung (BES) – auch als Binge-Eating-Disorder (BED) bezeichnet – leiden unter dem wiederholten Auftreten akuter Heißhunger-Attacken. Bei dieser Art der Essstörung, die durch regelmäßige Essanfälle gekennzeichnet ist, nehmen die Betroffenen in sehr kurzer Zeit große Nahrungsmengen zu sich, ohne allerdings Maßnahmen zur Gewichtsreduktion zu unternehmen. Die Personengruppe weist häufig ein z.T. starkes Übergewicht auf. Viele Menschen mit einer Binge-Eating-Störung sind auch von Adipositas betroffen; das heißt, dass sie über eine große Ansammlung an Fettgewebe verfügen und ihr BMI bereits über 30 liegt. Daher ist eine Behandlung der BES schon aus rein medizinischen Gründen oft unerlässlich.
Gekennzeichnet ist die Binge-Eating-Störung durch einen ausgeprägten Kontrollverlust. Innerhalb eines begrenzten Zeitraumes – der sich sogar über mehrere Stunden erstrecken kann – haben die Betroffenen Heißhungeranfälle und nehmen unkontrolliert, oft auch heimlich Nahrung zu sich. Da sie nichts unternehmen (wie beispielsweise bewusst herbeigeführtes Erbrechen, Fasten oder extreme sportliche Betätigungen), um einer Zunahme des Gewichtes entgegenzuwirken, sind die Patienten oft übergewichtig oder adipös. Die Problematik ist oft schambesetzt und geht mit starker Selbstentwertung einher.
Mögliche Ursachen
Die S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie bei Essstörungen“ geht davon aus, dass der BES oft chaotische Essgewohnheiten und eine Tendenz zum Überessen zugrunde liegen. Eine negative emotionale Stimmung oder innere Leere könne dann der Auslöser für die Essattacken sein, obgleich es auch Fälle gäbe, bei denen die plötzliche „Heißhunger-Attacke“ nicht mit affektiven Problemen oder emotionalen Reizen in Verbindung stehe. Selbstunsicherheit, Zurückgezogenheit, Ängste oder Depressivität können eine ursächliche Rolle spielen oder aber sich als Folge des Binge-Eatings einstellen.
Essanfall und „Binge-Eating“
Ein Essanfall ist dadurch gekennzeichnet, dass in einem relativ kurzen Zeitraum mehr Essen verzehrt wird, als es die meisten Menschen in dieser Zeitspanne tun würden, und es dabei zu einem großen Kontrollverlust kommt, durch den die Betroffenen nicht mehr steuern können, wie viel Nahrung sie zu sich nehmen. Spricht man von einer Binge-Eating-Störung, müssen weitere Symptome erfüllt sein:
- Die Betroffenen haben an mindestens zwei Tagen in der Woche akute Essanfälle. Dies tritt bereits seit sechs Monaten auf.
- Sie spüren selbst, wie sie darunter leiden. Oft äußert sich dies in Deprimiertheit sowie Ekel vor sich selbst und Schuldgefühlen.
- Auch wenn die Patienten nicht wirklich Hunger empfinden, essen sie schneller als normal; meist so lange, bis sie ein unangenehmes Völlegefühl verspüren.
- Aus Verlegenheit über die unkontrollierte Essensaufnahme und großen Nahrungemengen essen die Betroffenen oft alleine.
- Die Patienten unternehmen nichts gegen die Gewichtszunahme (wie beispielsweise Abführmittel oder bewusst herbeigeführtes Übergeben).
Binge-Eating-Störung professionell behandeln
Viele Betroffene berichten, dass sie dann zu den akuten Essanfällen neigen, wenn es ihnen seelisch nicht gut geht. Es existieren auch Untersuchungen, die Menschen mit emotionalen Problemen attestieren, Hunger nicht von anderen unbehaglichen Zuständen unterscheiden zu können, und somit weniger in der Lage sind, Hunger und Sattsein zu erkennen. Auch ist ihr Belohnungssystem stark auf Essensreize konditioniert, das heißt die Konfrontation mit verfügbaren Nahrungsmitteln löst ein überwertiges, nicht unterdrückbares Verlangen aus.
Bei der Behandlung der Binge-Eating-Störung müssen mehrere Ziele verfolgt werden, die zu einer psychosomatischen Versorgung der Patienten führen. In den Fokus rücken zu einem die akuten Symptome (Übergewicht, Psychopathologie der BES) und die mit BES verbundenen psychischen Beschwerden. Zum anderen muss der Blick auch auf Komorbiditäten wie beispielsweise Depressionen oder soziale Angst gerichtet sein.