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Diagnose des Asperger Syndroms


Häufige Vordiagnosen oder Symptome eines Asperger-Syndroms sind Entwicklungsverzögerung, ADHS und Zwanghaftigkeit. Erst im Jugendalter geraten die sozialen Defizite stärker in den Fokus, da die Anforderungen der Interaktion mit Gleichaltrigen steigen. Zum Teil werden soziale Phobie oder Zwangsstörungen vermerkt, manchmal überschneiden sich diese Symptome. Zur besseren Diagnose kann neben spezifischen Testverfahren ein stationärer Aufenthalt dazu beitragen, die Alltags- und Sozialfähigkeiten besser einschätzen zu können.
Die Diagnostik gehört in die Hand von ausgewiesenen Fachleuten, denn sie ist sehr anspruchsvoll, da viele andere Störungen differentialdiagnostisch ausgeschlossen werden müssen. Da es keine eindeutigen Tests und körperlichen Marker (wie z.B. Bluttests) gibt, handelt es sich im Wesentlichen um eine Verhaltensdiagnose. Seit gut zehn Jahren gibt es allerdings mit ADOS und ADI-R diagnostische Instrumente, die in Form von strukturierter Befragung und dem standardisierten Durchspielen von Verhaltenssequenzen die zuverlässige Diagnosestellung sehr erleichtert haben. Die intensive Verhaltenseinschätzung, die nur im stationären Setting möglich ist, bietet uns in der Diagnostik zusätzliche Sicherheit. Trotzdem bleibt es in vielen Fällen oft längere Zeit beim Verdacht auf Asperger-Syndrom, wenn die Symptome und Probleme nicht eindeutig oder nicht stark genug für das Vollbild ausgeprägt sind.
Wissenschaftlich hat sich die Sichtweise hier in den letzten Jahren deutlich geweitet, da man mittlerweile vom „Autismus-Spektrum“ spricht, in dem sich auch viele etwas für die Umwelt auffällige Menschen finden, die die diagnostischen Kriterien nicht klar erfüllen. Da die Störung erst seit sehr viel kürzerer Zeit als vergleichbare Störungen im Fokus von Wissenschaft und Öffentlichkeit steht, dürften auch heute noch viele erwachsene Asperger-Betroffene nicht richtig diagnostiziert sein.

Asperger Diagnose Kriterien

Kriterium 1: Die soziale Interaktion

In der Diagnostik gibt es zahlreiche Untersuchungskriterien, die sich intensiv mit qualitativen Besonderheiten bei der sozialen Interaktion auseinandersetzen. Das Augenmerk liegt auf folgenden Punkten:

  • Es ist eine eingeschränkte Fähigkeit zur emotionalen Perspektivübernahme und ein gering ausgeprägtes Empathievermögen festzustellen.
  • Es liegen Beeinträchtigungen im Bereich des nonverbalen Verhaltens vor: So kann beispielsweise oft (nicht immer!) kein Blickkontakt hergestellt und aufrechterhalten werden und es lassen sich irritierende Besonderheiten in der Mimik, der Körperhaltung und der Gestik bei der sozialen Interaktion feststellen.
  • Die Kinder und Jugendlichen bauen trotz ausreichender Gelegenheit wenig Beziehung zu Gleichaltrigen auf: Sie haben oft ein reduziertes Interesse, Aktivitäten und Emotionen zu teilen. Allerdings kann das mangelnde Vermögen dazu durchaus von den Betreffenden bemerkt und als belastend erlebt werden.
  • Es besteht wenig Drang, Erlebtes mitzuteilen: Der Wunsch, Errungenschaften, Vergnügen und Interessen zu teilen, fehlt oder kann nicht umgesetzt werden.
  • Gefühle und Gedanken anderer Menschen können nicht gut nachvollzogen und soziale Situationen nicht umfassend verstanden werden: Es herrscht tendenziell Gleichgültigkeit gegenüber den Regungen und Gefühlen anderer Menschen vor oder aber ein Leidensdruck, weil diese Aspekte nicht gut gelingen.

Kriterium 2: Stereotype Verhaltensmuster und sehr spezielle Interessen

Oft liegen bei den Betroffenen sehr ausgeprägte und spezielle Interessen vor. Außerdem legen sie repetitive und stereotype Verhaltensmuster an den Tag. Diese Kriterien äußern sich in folgenden Bereichen:

  • Eine sehr konzentrierte und z.T. stereotype Beschäftigung mit „sehr speziellen“ Dingen.
  • Ein zwanghaftes Einhalten und gezieltes Verfolgen täglicher Routinen und Rituale, deren Bedeutung und Sinn für die Lebensfunktionalität eindeutig in Frage zu stellen sind. Z.T. besteht dafür ein Bewusstsein, aber die Handlungsweisen können nicht unterlassen werden. Anders als bei echten Zwangsstörungen sind sie mitunter therapeutisch für alle Beteiligten relativ überraschend verbesserbar, allerdings ist oft eine Verschiebung der Zwangssymptome auf andere Bereiche zu beobachten, so dass die Zwanghaftigkeit bei Asperger-Patienten nicht mit Zwangsstörungen gleich zu setzen ist, obwohl sie manchmal dramatisches Ausmaß annehmen kann..
  • Eine konsequente Ablehnung oder starker Widerwille, sich auch mit weniger interessanten Themen zu befassen, so dass trotz guter Begabung oft schlechte Schulnoten entstehen.

Kriterium 3: die verbale und non-verbale Kommunikation

 

  • Die ausgeprägte Tendenz, in Gesprächen lediglich über sich und die eigenen Interessen zu sprechen
  • Mangelndes Vermögen sich in andere hinein zu versetzen
  • Das Unvermögen oder die enorme Anstrengung, eine gegenseitige, interaktive Unterhaltung länger aufrechtzuerhalten
  • Das Verlieren des Gesprächsfadens das Abschweifen in für das Gegenüber unmaßgebliche Details
  • Schwierigkeiten zu erkennen, ob der Zuhörer das Interesse an seinen Ausführungen verliert und sich offensichtlich langweilt
  • Eine auffällige Sprachmelodie, eigenartige Stimmmerkmale und formelle, manchmal altmodisch oder umständlich anmutende Formulierungen
  • Einschränkungen in der Situationsangemessenheit vonGestik und Mimik, SchwierigkeitenBlickkontakt aufzunehmen oder zu halten
  • reduziertes Verständnis für Zweideutiges, Ironie oder Sarkasmus
  • Wörtliche Interpretation von Metaphern wörtlich ohne die Fähigkeit den Sinn zu übertragen

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