Depressionen bei Kindern und Jugendlichen
Die Depression ist die wohl am weitesten verbreitete psychische Erkrankung in unserer heutigen Gesellschaft. Zu ihrer Entstehung können bei Kindern und Jugendlichen viele Faktoren aus dem persönlichen psychosozialen Erfahrungsfeld und Neurobiologie beitragen. Die Schwere der Erkrankung reicht hierbei von der leichten depressiven Verstimmung bis hin zur zu einer schweren depressiven Störung. Gerade bei Kindern und Jugendlichen, die Anzeichen einer Depression zeigen, ist die professionelle Früherkennung von größter Bedeutung. Dann kann in den Verlauf einer sich chronisch entwickelnden Depression mit gutem Behandlungserfolg eingegriffen werden.
Depressionen können bereits im Kindesalter beginnen und bei einem chronischen Verlauf erhebliche Auswirkungen auf die gesamte weitere psychosoziale Entwicklung haben. Zum einen gibt es depressive Phasen, die aufgrund einer sich erhöhenden sozial-emotionalen Sensibilität zu Tage treten. Zum anderen können kritische Lebensereignisse zum konkreten Auslöser einer Depression werden.
Meist handelt es sich dabei um einschneidende, noch mit wenig Erfahrungswerten und Bewältigungsstrategien belegte und daher sehr belastende Lebenserfahrungen wie beispielsweise die Trennung der Eltern oder der erste intensive Liebeskummer.
Darüber hinaus können schulische Misserfolge und Mobbing zu Belastungen führen, die – bei längerer Dauer – in einer Depression münden.
Aber auch niedrigschwelligere, chronische Stressbedingungen (z.B. schulische Überforderung, soziale Unsicherheit) können Depressionen auslösen.
Zusammenspiel psychischer Belastungsmomente
Natürlich erkranken nicht alle Kinder und Jugendlichen, die solchen Belastungsmomenten ausgesetzt sind, an einer Depression. Aber es kann zu einem Zusammenspiel dieser Ereignisse kommen. Das heißt: Mehrere, emotional schwierig zu bewältigende und die psychische Stabilität ins Wanken bringende Faktoren treten zum gleichen Zeitpunkt auf.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Ursachen, die zu einer Depression bei Kindern und Jugendlichen führen können. So fällt die Umstellung der Geschlechtshormone ins Gewicht, wodurch sich bei Jugendlichen, insbesondere Mädchen, die Stressresistenz verändert. Außerdem gibt es die genetischen Faktoren. So ist wissenschaftlich belegt: Kinder von an Depressionen erkrankten Eltern tragen ein dreifach erhöhtes Risiko, später selbst an Depressionen zu leiden.
Professionelle Früherkennung von großer Bedeutung
Das frühzeitige Erkennen, dass ein Kind oder Jugendlicher an Depression erkrankt ist, trägt entscheidend zu einem positiven Behandlungserfolg bei. Besonderes Augenmerk sollten Eltern und Angehörige zunächst darauf legen, ob längeres, zurückgezogenes Verhalten des Jugendlichen auf das Alter zu beziehen und daher noch als „normal“ und entwicklungsspezifisch zu verstehen ist – oder ob es sich möglicherweise um die Anzeichen einer Depression handelt.
Eine aussagekräftige Diagnose kann nur unter professioneller Hilfe erfolgen. Sie sollte unbedingt in Anspruch genommen werden, wenn folgende Auffälligkeiten bei den Kindern und Jugendlichen zu beobachten sind:
- Sie ziehen sich von bislang gerne ausgeübten Hobbies und altersgemäßen Aktivitäten zurück.
- Die Leistungen des Kindes in der Schule fallen plötzlich und länger andauernd ab.
- Es sind eindeutige Isolationstendenzen von Familie sowie auch Gleichaltrigen zu erkennen.
- Die Jugendlichen verändern ihr Verhalten (Freudlosigkeit, Gereiztheit, Schlafrhythmusstörungen, Körperpflege zum Teil reduziert, Appetitminderung).
- Es kann zu vermehrten, körperlichen Beschwerden (Kopfschmerzen, Bauchschmerzen) kommen, die mit Fehlzeiten in Schule, Studium oder am Arbeits- und Studienplatz verknüpft sein können.
- „Selbsthilfestrategien“ / Risiken ergeben sich i.S. von Substanzmissbrauch (Suchtgefahr), Selbstverletzungen, erhöhtem Internetgebrauch.